Dogging

Walking mit Hund. Oder etwa nicht?!

Hätte man mich gefragt, was ich unter dem Begriff „Dogging“ verstehe, hätte ich wahrscheinlich geantwortet: „Das ist entweder ‚Walking bzw. Jogging mit Hunden‘ oder die englische Übersetzung für ‚Gassi gehen‘ …“. Zumindest Letzteres ist weit gefehlt, dennoch hätte ich die halbe Punktzahl erzielt. Meine Wissensleistung wäre demnach „schwach ausreichend“ gewesen. Der Duden definiert das Dogging als 1. „Jogging oder ähnliches Fitnesstraining mit Hund“ und 2. „Teilnahme an oder Beobachtung von verabredeten sexuellen Begegnungen an öffentlichen [freien] Plätzen …“.

 

Wie kam es zu diesem unverlangt erworbenen Fachwissen?

Um falschen Verdächtigungen vorzubeugen: die auf diesem Foto abgebildete Dame ist NICHT Diana.
Um falschen Verdächtigungen vorzubeugen: die auf diesem Foto abgebildete Dame ist NICHT Diana.

In der vergangenen Woche besuchte ich ein Treffen der Facebook-Gruppe „Wir sind Cloppenburg“. Elvis, der Eismann hatte mich mitgeschleppt. Ich war ihm sehr dankbar dafür, denn als frisch Hinzugezogener freue ich mich über jede neue Bekanntschaft. Und so lernte ich lustige Menschen persönlich kennen, deren Facebook-Postings mich oft erheiterten. Es war schließlich Hundebesitzerin Diana, die von einem Erlebnis berichtete, welches sie unfreiwillig an den Ahlhorner Fischteichen hatte. Diana erzählte, dass sie mit ihrem Hund dort Spazieren gehen wollte. Ja, ja, es hat irgendwo doch etwas mit Hunden zu tun … Jedenfalls fielen ihr auf dem Parkplatz Autos auf, in denen einzelne Menschen oder auch Paare saßen und anscheinend auf irgendetwas warteten. Einige stiegen aus und folgten Anderen ins Unterholz. Dianas Neugier war geweckt und sie ging der Sache sprichwörtlich nach. Im Internet kam sie dann auf einschlägige Websites, auf denen man sich zu sexuellen Begegnungen an öffentlichen Plätzen – wie z. B. den Ahlhorner Fischteichen – verabreden konnte. Als gewissenhafter Autor von Kriminalliteratur überprüfe ich solche Quellen natürlich selbst. Das gebietet die Berufsehre. Und so lernte ich einen neuen Fachbegriff kennen – Dogging.

 

Dogging ist also öffentlicher Sex, der sich meist auf Parkplätzen in, an und um Autos herum oder im Wald abspielt, und an dem sich hinzukommenden Voyeure beteiligen können. Über einschlägige Internetforen informiert und spricht man sich vorher ab, damit spannen oder mitmachen kann, wer möchte. In seinen Anfängen war diese Sexualpraktik mehr vom Exhibitionismus denn vom Voyeurismus geprägt, wodurch sich auch der Terminus Technicus „Dogging“ erklärt: die damals noch ungebetenen und ertappten Spanner redeten sich damit heraus, dass sie nur ihren Hund ausführen wollten. Wie praktisch …

 

Sicherlich wäre ich ein schlechter Autor, wenn mir nicht unmittelbar eine frivol-lustige Szene für den nächsten Krimi einfallen würde. Insbesondere, weil der Begriff „Dogging“ zwei Deutungen zulässt, aus denen man herrliche Verwechselungen kreieren kann.

 

Nun verhält es sich mit der Recherche ja so: man kann sich als Autor entweder auf die eigenen Rechercheergebnisse aus dem Internet und die Tatsachenberichte der subjektiv als seriös eingestufte Sekundärquelle (in diesem Falle Diana) verlassen oder man recherchiert selbst vor Ort alles nochmal gewissenhaft nach. Normalerweise bin ich ein Freund von Letzterem. „Lecken, schmecken, anfassen“ ist meine volkstümlich umschriebene Devise zum Erhalt eigener Erfahrungen. In diesem Fall (Dogging in seiner laut Duden zweiten Definition) wird es mit „Lecken, schmecken, anfassen“ etwas heikel. Zum Glück bin ich aber Hundebesitzer. Und meine Labrador-Hündin Milka schwimmt für ihr Leben gern. Und ich esse sehr gerne Fisch. Frischen Fisch, am besten gerade erst gefangen. Zum Beispiel in den Ahlhorner Fischteichen, wo es ja einen gut bestückten Hofladen gibt.  Um eine Ausrede für meinen beruflich bedingten Voyeurismus werde ich nicht verlegen sein. Todsicher.

 

Komm Milka, wir gehen Gassi ...

 

 

 

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